Kaiserau

Kaiserau vor 1914, oberes Bild Germaniastr.

Seit 150 Jahren Kaiserau

Vor 150 Jahren errichtete die Zeche Kurl auf der „grünen Wiese“ im Bereich der Dörfer Methler und Westick eine Siedlung für Bergarbeiterfamilien. Genannt wurde diese Bergarbeitersiedlung Kaiserau. Diese patriotische Bezeichnung wurde anlässlich der Kaiserkrönung 1871 gewählt.

Die erste Erwähnung Kaiserau fand, der jetzt im Ruhestand lebende Archivar der Stadt Kamen, H. J. Kistner im Hellweger Anzeiger und Bote. Dort wurde am Samstag den 8. Juli 1871 unter der Rubrik Bekanntmachung folgendes annonciert: 

„In der Kaiserau bei Zeche Courl sind zum 1. August fünfzig und zum 1. September weitere dreißig geräumige Familienwohnungen für Bergleute nebst Ländereien unter günstigen Bedingungen zu beziehen. Nähere Auskunft ertheilt der Betriebsführer der Zeche Courl“, 

damit beginnt die Geschichte der Kaiserau. So entstanden von 1871 bis circa 1896 acht Siedlungsteile, die Sektionen 1 bis 8. Damals gab es in Kaiserau noch keine Straßennamen. Deshalb nannten die Bewohner als ihre Wohnadresse die Sektionsbezeichnung, also Sektion 1, Sektion 2 bis eben Sektion 8.

Schnell wuchs Kaiserau weiter an. Neben den Zechenhäusern wurden in der Folge viele Privathäuser errichtet und auch eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut. Also Geschäfte, Gasthäuser (Kneipen), Schulen und eine katholische Kirche kamen hinzu. 

Schon nach kurzer Zeit lebten in Kaiserau wesentlich mehr Einwohner als in Methler oder in Westick. 

Politisch war Kaiserau ja nie eine eigenständige Örtlichkeit. Ein Teil von Kaiserau gehörte zu Methler und ein Teil zu Westick. Für die Ausdehnung von Kaiserau gab es keine konkreten Grenzen. Es waren allerdings nicht allein die acht Sektionen, die die Kaiserau bildeten. Eine subjektive Darstellung der Lage von Kaiserau zeigt die unten stehende Kartenskizze. Heute befinden wir uns im Kamener Stadtteil Methler.

Anfang der 1970er Jahre schlug dann die „letzte Stunde“ der Sektionen 1 bis 6. Die Sektionen 7 und 8 blieben verschont, es wurden nur ca. 3 Häuser entfernt, so dass es bei der heutigen Bausubstanz blieb (siehe Glückauf Straße und Germaniastraße). Diese verbliebenen Häuser wurden Mitte der 2000er Jahre energetisch saniert.